Willkommen zurück im (Alltags-)Leben, liebe ehemalige Bundesminister:innen.
Heute fanden die Übergaben der Häuser statt. Die SocialMedia-Kanäle der Ministerien sind voll mit Hochglanzfotos, Ausschnitten der Reden der alten und neuen Minister.
Doch wie geht es danach für die ehemaligen Minister weiter?
Heute mittag war ich – wie Lobbyisten das so machen 😉 – zum Lunch in Berlin-Mitte verabredet. Um die Ecke vom BMFSFJ.
Als ich dort nebenan parkte sah ich sie: die Traube des Mitarbeiter:innenstabes der ehemaligen Ministerin Lisa Paus. Und sie mittendrin. Da ich etwas früh dran war für meinen Termin, blieb ich noch etwas im Auto sitzen und konnte weiter mitbekommen, wie sich die Traube auflöste und unsere ehemalige Ministerin allein, mit einem schönen Blumenstrauß in der einen und Handy in der anderen Hand, Rucksack auf dem Rücken die Straße hinunterging.
So endet die Minister:innenzeit. Unspektakulär. Mit einem Blumenstrauß. Und unglaublich vielen Erinnerungen und Erfahrungen.
Plötzlich haben Öffentlichkeit und Medien nur noch Augen für den oder die Neue im Haus. Man kann wieder im „normalen“ Leben ankommen, durchatmen. Ich erinnere mich noch gut an ein spontanes Gespräch hierzu mit Renate Künast vor vielen Jahren und wie sie mir schilderte, wie sie den Weg „zurück“ in das normale Leben fand. Kein Ministerwagen mehr, kein grosser Mitarbeiterstab. Ein solches Ende ist zwar spätestens ab einer Bundestagswahl absehbar. Aber es ist wie beim Abi oder Staatsexamen – „plötzlich“ ist es da und es beginnt die Zeit danach.
Die Szene, die ich beobachten durfte, hat mich tief berührt und auch über den Tag beschäftigt. Denn darüber macht man sich dieser Tage wenig Gedanken. Jede:r ehemalige Bundesminister:in ist auch ein Mensch. Und muss mit der neuen Situation klarkommen.
Und nein, im Gegensatz zu vielen anderen hier auf dieser Plattform habe ich kein Foto zu diesem Post. Ja, ich hätte Lisa Paus als „öffentliche Person“ fotografieren können als sie die Strasse hinunterging. Das habe ich bewusst nicht getan. Denn ich möchte nicht, dass über ein solches Foto diskutiert wird, sondern nachgedacht wird über das, was der Wechsel für die Ehemaligen bedeutet. Und – es gibt für sie jetzt wieder mehr Privatsphäre. Auch die gilt es zu achten.
Vielen Dank fürs Lesen bis zum Ende dieses Posts.

